Projektergebnisse
Hafersorten im Wintertest

Die Öko-Haferanbaufläche in Niedersachsen stieg in den vergangenen Jahren. Grund ist die starke Nachfrage des nahrungsmittelverarbeitenden Gewerbes. Das führt zu stabilen Erzeugerpreisen. Bei zunehmend milden und nassen Wintern und längeren Phasen von Frühjahrstrockenheit könnte für Hafer eine Herbstaussaat interessant sein.
Das KÖN führte Sortenversuche auf drei Öko-Betrieben durch. Untersucht wurden kältetolerante Hafersorten auf ihre Leistungsfähigkeit. Zusätzlich wurden Qualitätsanalysen durchgeführt.

Das KÖN kooperierte bei diesen Sortenversuchen mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Das Projekt wurde von August 2020 bis Dezember 2023 von Ulrich Ebert durchgeführt. Die Ergebnisse werden hier bis zum 31.12.2027 zugänglich sein. Gefördert wurde das Projekt vom Land Niedersachsen, Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Auf die Frosttoleranz kommt es an

Echten „Winterhafer“, die Winterform mit einem Vernalisationsanspruch (Kälte reguliert die Blüte) wie bei Weizen, Roggen oder Gerste gibt es bei Hafer nicht. Es handelt sich bei den getesteten Hafersorten um Sorten, die eine gute Frosttoleranz aufweisen. Aufgrund der zunehmend milden Winter können Hafersorten, die relativ winterhart sind und leichte bis mittlere Fröste schadlos überstehen, im Herbst ausgesät werden. Dennoch besteht das Risiko des Ausfalls durch längere und strenge Frostperioden.
Frühsommer- oder Sommertrockenheit führen bei Sommerhafer zu geringeren Ernteerträgen, schwachen Hektoliter-Gewichten und geringer Schälausbeute. Der im Herbst ausgesäte Hafer (Winterhafer) kann die Winterfeuchtigkeit ausnutzen und hat im Frühjahr einen Entwicklungsvorsprung gegenüber dem Sommerhafer. Auch in der Wurzelentwicklung hat Winterhafer einen Vorsprung, was ihn gegenüber Frühjahrstrockenheit widerstandsfähiger macht. In milden, feuchten Wintern und frühen, trockenen Frühjahren kann Winterhafer deshalb eine Anbaualternative sein, die eine höhere Ertragssicherheit bietet.
Die Leistungsfähigkeit der ökologisch vermehrten Hafersorten wurde in den Jahren 2020/2021 bis 2022/2023 in Streifen-Versuchsanlagen auf drei verschiedenen Betrieben an den Standorten Bad Bevensen im Landkreis Uelzen, Fassberg im Landkreis Celle und Schmalförden im Landkreis Diepholz untersucht.

In den Versuchen wurden die Hafersorten auf die Parameter „äußere Beschaffenheit“, „Hektoliter-Gewicht“ und „Schalenanteil“ untersucht. Neben der agronomischen Eignung ist auch die Verarbeitungseignung relevant. Die Qualitätsanalysen der Erntepartien wurden im Labor der Firma Bauck in Rosche durchgeführt.

Versuchsmethode

In den drei Versuchsjahren wurden in jedem Jahr auf einem anderen Betrieb die Hafersorten Eagel, Mascani, Rhapsody, Snowbird und Fleuron ausgesät. Die Versuche wurden als Streifen in Blockanlagen angelegt. Gesät wurde mit der jeweiligen Drilltechnik des Betriebes in doppelter Drillbreite (6 m). Die Bestandspflege wurde betriebsüblich mit Striegel und Hackmaschine durchgeführt.
Im Versuchsjahr 2020/2021 wurde der Versuch auf einem Bio-Betrieb in Bad Bevensen auf einem Ackerstandort mit 50 Bodenpunkten angelegt. Im Versuchsjahr 2021/2022 fand der Versuch auf einem Bio-Betrieb in Faßberg bei Müden an der Örtze auf 25 Bodenpunkten statt, im Versuchsjahr 2022/2023 in Schmalfördern im Landkreis Diepholz auf einem Standort mit 35 Bodenpunkten.
Die Hafersorten wurden in vier Klein-Parzellen als unechte Wiederholung angelegt. Per Hand wurden jeweils 4 m² geerntet und anschließend mit einem Standdrescher gedroschen.
Aus den Erntepartien wurden je Sorte 1,5 kg Hafer an Bauck in Rosche zur Laboranalyse weitergeleitet.

Ergebnisse der Winterhaferversuche

Im Erntejahr 2021 war die Sorte Fleuron mit relativ 111 Prozent vor der Sorte Snowbird mit relativ 106 Prozent die erfolgreichste Sorte. Die Sorten Snowbird, Fleuron und Eagle schnitten insgesamt gut ab und hatten bei guten Flächenerträgen von 50-55 dt/ha und mittleren Hektoliter-Gewichten von 45-49 kg/100l relativ geringe Schalenanteile von 29 Prozent. Die englische Sorte Mascani fiel mit relativ 82 Prozent im Ertragsvergleich deutlich ab.

Versuchsjahr 2021/2022 mit Wildschaden

Am Standort Fassberg wurde der Versuch am 10. Oktober 2021 auf einer Fläche mit humosem Sandboden angelegt. Das Versuchsfeld wurde im Laufe des Winters stark von Wildschweinen beschädigt. Die Versuchsanlage konnte deshalb nicht ausgewertet werden.

Versuchsjahr 2022/2023 mit starkem Frost
Am Standort Schmalförden wurde 2022 der Winterhafer erst relativ spät am 10. November ausgesät. Zwischen dem 8. und dem 18. Dezember kam es in Niedersachsen zu einem frühen Wintereinbruch mit starken Nachtfrösten. Die Wetterstation Diepholz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) maß am 18. Dezember eine Tiefsttemperatur von -12,3 Grad Celsius. In dieser Woche fiel kein Schnee am Versuchsstandort. Das Temperaturtief führte im gesamten Versuch zu starken Auswinterungsschäden. Im Laufe der relativ milden Witterung im Januar und Februar 2023 konnte sich der Bestand auch nicht weiter stabilisieren und musste Mitte März umgebrochen werden.

Zusammenfassung

Die getesteten Hafersorten zeigten im milden Winter 2020/2021 keine Auswinterungsverluste. Sie erwiesen sich in diesem Winter als ausreichend winterhart und zeigten eine frohwüchsige und schnelle Jugendentwicklung. Der Erntetermin lag im Rahmen des Erntezeitfensters der Sommerhafersorten.
Die getesteten Sorten konnten im ersten Versuchsjahr bis auf die Sorte Mascani mit guten bis sehr guten Erträgen von über 50 dt/ha überzeugen. Die Qualitätsanalyse ergab dagegen nur mittlere Hektoliter-Gewichte, die möglicherweise auf Witterungseinflüsse während der Kornfüll-Phase zurückzuführen sind.
Im Winter 2022/2023 gab es Frostschäden auch bei den Wintergetreidearten Roggen und Weizen. Bei starkem Frost, der im Dezember 2022 zudem untypisch früh auftrat, ist die Kältetoleranz des Winterhafers nicht ausreichend. Das Auswinterungsrisiko der verfügbaren Winterhafersorten besteht weiterhin auch bei milden Witterungsverläufen.
Die größere Ertragssicherheit des Winterhafers bei zunehmend häufiger auftretender Frühsommer- und Sommertrockenheit ist dennoch ein Vorteil gegenüber der Frühjahrsausaat.

Aktualisiert am 9.2.2024

Portrait Ulrich Ebert
Ulrich Ebert
04262/9593-13