20 Jahre Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen – Geburtstagsfeier mit viel Lob von Landwirtschaftsministern und Wegbegleitern

(Visselhövede 11.10.2022) Das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen, KÖN, ist 20 Jahre alt geworden und feierte jetzt seinen Geburtstag in Visselhövede. In persönlichen Worten verteilten auch drei ehemalige Minister und die amtierende Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast viel Lob an das KÖN-Team.

Ministerin Barbara Otte-Kinast, CDU, betonte, dass das KÖN mit guten Ideen aber auch konstruktiver Kritik die Themen des Ökolandbaus in Niedersachsen nach vorne bringe. Das KÖN, das heute 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, ist Mitglied der agrarpolitischen Gremien in Niedersachsen und arbeitet mit an den Strategien des Landes wie der Ackerbaustrategie oder der Nutztierstrategie. Geschäftsführerin Carolin Grieshop hat außerdem den Vorsitz im Beirat Ökolandbau des Ministeriums. Der Beirat hat gerade Empfehlungen für einen zukunftsweisenden „Aktionsplan Ökolandbau“ ausgearbeitet.

Die Gründung des KÖN hatte Uwe Bartels, Minister a.D., SPD, auf den Weg gebracht. Er erinnerte daran, dass in den Gründungsjahren der gesellschaftliche Druck auf die Agrarpolitik enorm hoch gewesen sei. Die Rinderseuche BSE verbreitete sich. „Im Bereich der Primärproduktion musste sich etwas radikal ändern“, sagte er. Da seien sich alle einig gewesen: Die Gesellschaft forderte die Agrarwende. Ein Kompetenzzentrum Ökolandbau sollte die Kräfte bündeln, den Sachverstand des Ökolandbaus nutzen und möglichst breit arbeiten, so der Plan. „Ich bin richtig stolz darauf, dass sich das KÖN so gut entwickelt hat“, betonte Bartels. Das Startkapital, das Niedersachsen mit Hilfe der EU bereitstellte, betrug eine Million Euro.

Hans-Heinrich Ehlen, CDU, Landwirtschaftsminister von 2003 bis 2010, hob hervor, dass die Stärke des KÖN sei, eine zentrale und unabhängige Anlaufstelle für alle zu sein, die Informationen zum Ökolandbau suchten: kompetent und gut vernetzt. Das KÖN war damals die erste Institution dieser Art in der Bundesrepublik und ist noch heute Vorbild für andere Bundesländer.

Die Aufgaben des KÖN wuchsen mit den Jahren. Heute berät es Landwirte, die sich für die Umstellung interessieren. Es berät Unternehmen, die in die Bio-Lebensmittelproduktion einsteigen wollen oder Kommunen, Initiativen und Organisationen, die sich mit Ökolandbau befassen. Das KÖN erfasst Zahlen und Daten zum Ökolandbau in Niedersachsen, bewertet und veröffentlich sie, seit 2021 über die Tochtergesellschaft „Kompetenznetzwerk Ökolandbau Niedersachsen“, das Landwirten auch kostenlos Informationen zum Ökolandbau und zum Naturschutz bereitstellt.

Die Projektarbeit bleibt jedoch der Schwerpunkt der KÖN-Arbeit. Zu den erfolgreichsten Projekten in 20 Jahren KÖN gehört das Bio-Milch-Projekt, das der ehemalige niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer, Bündnis 90/Die Grünen, sehr unterstützt hatte. „Es gab damals keine Bio-Molkerei in Niedersachsen“, sagte er. Die Milch sei in die Nachbarbundesländer gefahren worden. Als dann die Ammerländer Molkerei eine Bio-Linie einführte, begleitete das KÖN die Umstellung von 40 Milchviehbetrieben. Es wurde eines der erfolgreichsten Projekte. Seit seiner Gründung hat das KÖN 300 Projekte durchgeführt. Alle haben das Ziel, den Ökolandbau zu stärken.

Das KÖN hat den Unternehmenssitz seit seiner Gründung in Visselhövede. Seit zehn Jahren ist Carolin Grieshop Geschäftsführerin. Sie hat drei Geburtstagswünsche für das KÖN ausgesprochen: erstens, weniger Bürokratie. Bürokratie habe sehr zugenommen und binde immer mehr Arbeitszeit.

Zweitens: mehr Einfluss des Ökolandbaus über das Landwirtschaftsministerium hinaus. „Ökolandbau muss zum Beispiel in der Ausbildung einen festen Platz bekommen. Dafür ist dann das Kultusministerium zuständig“, sagte sie.

Und – dritter Wunsch – mehr Mut der Politik, Entscheidungen zu treffen und dann auch zügig umzusetzen. Ein Beispiel sei das Borchert-Papier, das gute Lösungen für den Umbau der Tierhaltung erarbeitet habe, aber immer noch nicht verwirklicht worden sei. Oder die restriktiven Stallbaugenehmigungsverfahren, die vereinfacht werden müssten, um die Umstellung auf ökologische Tierhaltung voranzubringen. „Für konventionelle Tierhalter kann Öko-Tierhaltung eine Alternative sein, dann muss sie aber auch in der Praxis umsetzbar sein.“

In zwanzig Jahren hat sich die Ökolandbaufläche in Niedersachsen verdreifacht. Dabei ist sie etwas stärker gewachsen als im Bundesdurchschnitt. Heute werden 143.000 Hektar von knapp 2.500 Bio-Betrieben bewirtschaften. Der Ökolandbau hat heute einen Anteil von 5,6 Prozent an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche Niedersachsens. Ziel des Landes Niedersachsen ist es, den Anteil des Ökolandbaus bis zum Jahr 2030 auf 15 Prozent zu steigern. Carolin Grieshop: „Es bleibt noch viel zu tun für das KÖN“.


Das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen, KÖN, feierte in Visselhövede sein 20-jähriges Bestehen.
Von links: Everhard Hüseman, Vorsitzender des KÖN-Beirates; Wilfried Dreyer, ehemaliger Ökoring-Geschäftsführer und Gründungsmitglied des KÖN; Sara Kuschnereit, stellvertretende KÖN-Geschäftsführerin; Hans-Heinrich Ehlen, CDU, niedersächsischer Landwirtschaftsminister a.D.; Uwe Bartels, SPD, niedersächsischer Landwirtschaftsminister a.D.; Carolin Grieshop, Geschäftsführerin des KÖN; Christian Meyer, Bündnis 90/Die Grünen, niedersächsischer Landwirtschaftsminister a.D.; Ulrich Prolingheuer, ehemaliger KÖN-Geschäftsführer; Harald Gabriel, ehemaliger Bioland-Landesgeschäftsführer und KÖN-Gründungsmitglied; Barbara Otte-Kinast, CDU, niedersächsische Landwirtschaftsministerin; Christine Bremer, Bio-Landwirtin und Initiatorin des KÖN-Projektes „Robustpute“; Leen Vellenga, KÖN-Mitarbeiter im Projekt  „Insektenvielfalt im Ackerbau“; Jörg John, KÖN-Mitarbeiter im Projekt „Ökolandbau in der Beruflichen Bildung“. Foto: Eva Meyerhoff, KÖN

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