(Visselhövede). Zum ersten Mal seit sieben Jahren beantragten die niedersächsischen Öko-Landwirte 2023 weniger Öko-Prämie als im Vorjahr. Im Jahr 2022 stellten sie Anträge für 143.500 ha, 2023 nur noch für 139.800 ha. Das meldet das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN). Das Thema Öko-Flächenrückgang ist Thema in den „Marktdaten 2023“, die jetzt erschienen sind.
Besonders zurückhaltend waren die Öko-Landwirte im Landkreis Lüneburg. Hier wurden Anträge für 820 ha weniger gestellt als im Vorjahr. Im Juni 2023 hatten aber immerhin 101 von 102 Öko-Betrieben den Antrag abgegeben.
Im Landkreis Cloppenburg sah es ähnlich aus. Hier wurden Anträge für 120 ha weniger gestellt als im Vorjahr. Im Landkreis gibt es 36 Öko-Betriebe. Aber nur 19 haben in diesem Jahr einen Antrag auf Öko-Prämie abgegeben. Auch 2022 waren es mit 20 nur knapp mehr als jeder zweite Betrieb, der die Prämie beanspruchte.
In den Landkreisen Celle, Goslar, Holzminden, Leer, Peine und Wolfenbüttel wurden 2023 aber Öko-Prämien für zum Teil deutlich mehr Fläche als 2022 beantragt.
Es gebe zwei Gründe dafür, dass Öko-Betriebe keine Prämie für Flächen beantragten, sagt Carolin Grieshop, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen, KÖN, in Visselhövede. Zum einen habe die aktuell schwierige Marktlage Landwirte dazu veranlasst, den Anbau zu reduzieren. „Zweiter Grund ist das für Öko-Betriebe unattraktiv gewordene Fördersystem“, sagt Carolin Grieshop. Seit Januar 2023 gelten die neuen Förderrichtlinien der europäischen Agrarpolitik, GAP.
Das Jahr 2023 ist aber noch nicht beendet. „Wir merken, dass die Nachfrage nach Bio-Rohstoffen langsam wieder anzieht. Das wird auch den Anbau wieder bewegen“, erwartet Carolin Grieshop. Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022 war der gesamte Lebensmittelumsatz zurückgegangen, weil die Konsumenten beim Lebensmitteleinkauf sparten. „Die Bio-Branche ist davon ebenfalls betroffen, aber nicht stärker als der gesamte Lebensmittelhandel.“ Dennoch drücken die Stimmung und die Unsicherheit der Konsumenten auf das Interesse der Landwirte, auf Ökolandbau umzustellen.