Projektergebnisse
Die Zuckerrübenproduktion kann ein wichtiger Baustein der Betriebsplanung sein. Doch neben vielen Vorteilen stellt sie den Betriebsleiter auch vor eine Reihe von Herausforderungen. Das haben die Datenauswertungen im Rahmen eines Projektes bestätigt. Besonders die ökologische Unkrautbekämpfung ist anspruchsvoll.
Das KÖN hat in den Jahren 2017 bis 2019 Anbaudaten von Betrieben erhoben und ausgewertet. Dafür wurden die pflanzenbaulichen Parameter des Standortes und des Anbaus erfasst:
- Standort: Bodenart Nährstoffgehalte, Vorfrucht
- Bodenbearbeitung und Saat: Aussaatdatum, Ablagetiefe, Reihenweite und Sorte
- Düngung: Grund- und organische Dünger, Datum, Art und Menge
- Pflege: Striegeln, Abflammen, Hacken, Termine,
- Handarbeit: Stunden/ ha und Aufwand
Aktualisiert am 17.10.2022

2017 wurden 13 Betriebe in Niedersachsen mit Flächen zwischen 1,5 ha und 18 ha (zusammen rund 100 ha) ausgewertet. Dies entsprach der Hälfte bis 70 Prozent der Bio-Zuckerrübenfläche in Niedersachsen.
2018 wurden Daten aus 14 Betrieben von 20 Schlägen ausgewertet. Die Anbauflächen der Betriebe waren zwischen 1,4 ha und 47,5 ha groß. Es flossen Anbaudaten von insgesamt 163 ha in die Auswertung ein.
2019 wurden insgesamt 93 ha von 11 Betrieben und 18 Zuckerrübenflächen ausgewertet.
Das Projekt „Anbaudatenerhebung und Auswertung zu Bio-Zuckerrüben“ lief vom 1.5.2017 bis zum 31.12.2019. Es wurde vom Land Niedersachsen, Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Abfrage und Auswertung der Daten: Ulrich Ebert. Die Projektergebnisse werden auf dieser Seite bis zum 31.12.2025 frei zugänglich sein.
Zusammenfassung der Ergebnisse 2017 bis 2019
Sorten
In den drei betrachteten Jahren war die seit 2012 zugelassen Sorte „Hannibal“ insgesamt die stabilste und beliebteste Sorte. Das Saatgut für den Bio-Rübenanbau stammt aus ökologischer Vermehrung, wobei das Bio-Sortenangebot von Jahr zu Jahr wuchs.
2017 standen aus ökologischer Vermehrung die Sorten „Finola“ und „Hannibal“ zur Verfügung.
2018 waren mit der neuen Sorte „Annarosa“, sowie „Danicia“ und „Kleist“ neben „Finola“ und „Hannibal“ bereits fünf Bio-Zuckerrübensorten am Markt. Am beliebtesten waren „Finola“ und „Hannibal“. Die Sorte „Hannibal“ wurde auf acht Flächen mit zusammen 46 ha angebaut. Die Sorte „Finola“ wurde auf fünf der ausgewerteten Flächen bzw. auf insgesamt 75 ha ausgesät.
2019 wurde „Finola“ vom Züchter aus der Bio-Vermehrung genommen und die neue Sorte Marley wurde öko-vermehrt und angeboten. Die Sorten „Annarosa“ und „Marley“ wurden auf über der Hälfte der Flächen ausgesät.
Düngung
Hühnertrockenkot (HTK): Die Zuckerrüben 2018 gerne mit Hühnertrockenkot (HTK) gedüngt. Auf rund 100 ha Anbaufläche wurden durchschnittlich 4 t/ha ausgebracht. Die ausgebracht N-Menge lag damit bei ca. 60 kg N/ha.
Rindermist und Rindergülle wurden in allen drei Jahren ausgebracht. Mit dem in vielen Betrieben verfügbaren Rindermist wurden 40 bis 80 kg N/ha gedüngt.
Haarmehlpellets und Kompost: Die N-Versorgung mit Haarmehlpellets im Frühjahr wird von wenigen Betrieben als Düngungskonzept favorisiert, ebenso wie die Düngung mit Kompost.
Flüssige Dünger wie Gülle oder Gärsubstrat wurden zwischen 15 bis 35m³/ha ausgebracht.
Gärreste: Bei der Düngung mit Gärresten wurden 2018 im Durchschnitt rund 28t/ha ausgebracht. Das entsprach 80 bis 130 kgN/ha. 2017 und 2019 waren es durchschnittlich 18t/ha und 80 kg N/ha.
Für die Zuckerrübe gilt ein Nährstoff-Sollwert von 160 kg N/ha. Viele Bio-Betriebe konnten diesen Wert mit betriebseigenem Wirtschaftsdünger nicht erreichen. Sie setzten zugekauften Wirtschaftsdünger oder Handelsdünger ein. Ein Drittel der Düngungsmaßnahmen erfolgte schon im Herbst zur Zwischenfrucht vor der Zuckerrübe, um einen erhöhten Vorfrucht-Effekt und bessere Bodenfruchtbarkeit zu erreichen.
Auch mit Kali wurde in den drei ausgewerteten Jahren unterschiedlich intensiv gedüngt. Waren es 2017 101 kg K2O5/ha und ein Jahr später 84kg K2O5/ha, so lag im Anbaujahr 2019 der Wert bei 119 kg K2O5/ha. Besonders auch über Gülle, Gärreste und Grünkompost wird Kali ausgebracht.
Manuelle Unkrautbekämpfung
Das manuelle Hacken und Jäten der Saat- bzw. Pflanzenreihe ist der größte Aufwandsposten im ökologischen Zuckerrübenanbau. Das Hacken und Jäten beginnt mit dem 2-3-Blattstadium bzw. im BBCH-Stadium 12-19.
In den Bio-Zuckerrüben wurde pro Hektar zwischen 50 und 350 Stunden mit der Hand gehackt. Auf den meisten Flächen waren es zwischen 100 und 200 Stunden.
Saisonale Einflüsse spielen eine entscheidende Rolle bei der Unkrautbekämpfung. Im nassen Jahr 2017 wurden mit durchschnittlich 170 Std/ha die höchsten Aufwendungen ermittelt. Am relativ geringsten waren sie mit 139 Stunden im trockenen Sommer 2018. Das Jahr 2019 war nicht so stark von trockener Witterung geprägt wie das Vorjahr, der Aufwand lag im Schnitt bei 157 Stunden pro Hektar.
2018: Wenig Unkraut
Im Jahr 2018 hatte das KÖN zum zweiten Mal Anbaudaten von Öko-Zuckerrübenflächen in Niedersachsen abgefragt und ausgewertet. Insgesamt wurden Daten von 20 Schlägen von 14 Betrieben ausgewertet. Das sind eine Rüben-Anbaufläche von 163,18 ha, eine durchschnittliche Schlaggröße von 8,16 ha und 40 Prozent der Bio-Rübenfläche Norddeutschlands. Die Rübenanbaufläche auf den einzelnen Bio-Betrieben schwankte zwischen 1,4 ha und 47,5 ha.
Standort. Die Anbauflächen lagen überwiegend in Ost- und Südniedersachsen. Schwerpunkt waren Sandböden und sandige Lehme in Nord- und Ostniedersachsen sowie die klassischen Rübenstandorte in Südhannover und Südniedersachsen.
Über einen Fragenbogen wurden von den Betrieben Eckdaten des Standortes und die Aufwendungen für Kulturführung und Pflege des Bio-Rübenbestandes abgefragt:
- Standort: Bodenart Nährstoffgehalte, Vorfrucht
- Bodenbearbeitung und Saat: Datum der Aussaat, -stärke, Ablagetiefe, Reihenweite, Ablageabstand und Sorte
- Nährstoffversorgung und Düngung: Grund- und organische Dünger, Datum, Art und Menge
- Pflege: Striegeln, Abflammen, Hacken, Termine
- Handarbeit: Stunden/ ha und Aufwand
Die Kosten für die Handhacke wirkten sich entscheidend auf das wirtschaftliche Ergebnis aus. Insgesamt waren die Aufwendungen für die unter der Kalkulations-Faustzahl von 150 h/ha. Das lag an der ausgeprägten Trockenheit des Jahres.
Von den zehn Betrieben mit dem höchsten Ertrag nutzten sieben Betriebe eine Beregnungsanlage. Die Zuckerrübe hat mit rund 3.200 Euro/ha variablen Kosten – darunter durchschnittlich 140 Handarbeitsstunden á 12,50 Euro/Std – hohe Erzeugungskosten, die durch Beregnungsanlagen abgesichert werden sollten.
Die überdurchschnittlichen Zuckergehalte, bedingt durch die hohe Sonneneinstrahlung, bedeuteten auch gute Erzeugerpreise.
Aussaat. Das Frühjahr 2018 war durch eine lange Kälteperiode im März geprägt, so dass die Aussaaten überwiegend zwischen dem 18. und dem 21. April erfolgten. Eine frühe Aussaat und ein verzögertes Auflaufen der Rübe verschafften den Beikräutern auf einigen Flächen einen relativen Wachstumsvorsprung. Das hatte einen höheren Aufwand für die Unkrautbekämpfung zur Folge. Rübensamens beginnt bei 5 bis 6°C zu keimen. Für ein schnelles und gleichmäßigen Aufgang werden Temperaturen von 10 bis 12°C benötigt.
Unkrautbekämpfung. Die Handhacke bzw. Handjäte in der Pflanzenreihe beginnt nach dem ersten Hackmaschineneinsatz in den Rübenbeständen ab dem 3-Blattstadium bzw. im BBCH Stadium 12-19. Die Spanne der Aufwendungen lag zwischen 58 Std/ha bis zu 300 Std/ha. Im Mittel wurden 139 Std/ha für die manuelle Unkrautbekämpfung aufgewendet. Die Mehrzahl der Flächen lag entsprechend zwischen 100 und 180 Std/ha.
Düngezeitpunkt. Rund die Hälfte der HTK-Gaben erfolgte dabei bereits im Herbst zur Zwischenfrucht, ebenso wie der Grüngut–Kompost, der als langsam wirkender Dünger zum Teil erst im Folgejahr seine Wirkung entfaltet. Gärreste, Gülle und weitere HTK Gaben wurden im Frühjahr vor der Saat ausgebracht.
2017 Viel Handarbeit
2017 wurden vom KÖN die Anbaudaten von Öko-Zuckerrüben von Betrieben in Niedersachsen abgefragt und ausgewertet. Hintergrund war, dass nach jahrelanger Pause in Niedersachsen wieder die Verarbeitung von Bio-Zuckerrüben aufgenommen wurde. Viele Landwirte sind jedoch unsicher, die pflanzenbaulichen Herausforderungen und Risiken des Bio-Rübenanbaus richtig einzuschätzen. Die Unkrautbekämpfung ist bei Bio-Zuckerrüben der größte Unsicherheitsfaktor, der große arbeitswirtschaftliche und ökonomische Auswirkungen hat. Um ein klareres Bild von den Herausforderungen zu bekommen, hat das KÖN das Projekt „Anbaudatenerhebung und Auswertung Bio-Zuckerrüben 2017“ umgesetzt und veröffentlicht hier die wichtigsten Ergebnisse.
Über einen Fragenbogen wurden Eckdaten des Standortes und des Bio-Rübenanbaus erfasst und ausgewertet. Das waren Adressdaten, Standortdaten (Bodenart Nährstoffgehalte, Vorfrucht), Daten der Bodenbearbeitung und Saat (Datum, Saatstärke, Ablagetiefe, Reihenweite, Ablageabstand und Sorte). Es wurde Fragen zur Nährstoffversorgung und Düngung gestellt (Grund- und organische Dünger, Datum, Art und Menge), zur Pflege (Striegeln, Abflammen, Hacken, Termine) sowie zum Anteil der Handarbeit daran (Stunden/ ha).
24 Zuckerrübenerzeuger, darunter sind auch Erzeuger in Schleswig-Holstein und Sachsen Anhalt, lieferten 2017 Bio-Rüben an die niedersächsische Zuckerrübenfabrik. Dafür wurde Zuckerrüben auf rund 200 ha ausgesät. Für die Anbaudatenerhebung konnten die Daten von 13 Betrieben aus diesem Kreis erfasst und ausgewertet werden.
Fazit 2017: Von großer Bedeutung für den Erfolg des Bio-Zuckerrübenanbaus sind die Arbeitserledigungskosten. Die Höhe der Kosten für die Handhacke wirkt sich dabei entscheidend auf das wirtschaftliche Ergebnis aus. Bisherige Erfahrungswerte im Bio-Zuckerrübenanbau zeigten einen Arbeitszeitbedarf von 120 bis 150 Akh/ha (1. Hacke ca. 85 Akh/ha, 2. Hacke ca. 45 Akh/ha, 3. Hacke ca. 20 Akh/ha). Die Handarbeitsstunden dieser Auswertung 2017 lagen mit durchschnittlich mit 174 Std/ha deutlich über dem erwarteten Aufwand. Auf einigen Flächen wurden angesäte Bestände wegen des im Verlauf absehbaren hohen Unkrautbekämpfungsaufwandes umgebrochen.
Die Auswertung der Anbaudaten hat die Schwierigkeiten des Beikraut-Managements im kalten Frühjahr 2017 mit der verzögerten Jugendentwicklung der Zuckerrübe deutlich widergespiegelt. Frühe Aussaat und verzögertes Auflaufen bedeuteten auf vielen Flächen einen höheren Unkrautbekämpfungsaufwand. Die Maßnahmen der Unkrautbekämpfung sollten bereits weit vor der Saat beginnen mit Fruchtfolgestellung, Grundbodenbearbeitung und der Saatbettbereitung.